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Machtspiele

Streit und Konflikte gehören zur Verbindung zwischen Mann und Frau wie die freudvolle Zweisamkeit. Oft gibt es oberflächliche und tieferliegende Ursachen für Konflikte. Und es gibt Ursachen, welche von gesellschaftlicher Tragweite sind und uns alle betreffen, zumindest solange wir uns dieser nicht bewusst sind und uns daraus befreien. Wenn ich in mein Umfeld und in die Gesellschaft blicke, erlebe ich leider oft einen Kampf der Geschlechter. Eine Spaltung und ein Gegeneinander, welche seit der Industrialisierung stetig an Intensität zugenommen hat. Genauer betrachtet sind es Machtkämpfe. Überspitzt formuliert: Er will sie besitzen und sie will ihn manipulieren.

Angst als Ursache

Aber warum? Machtmissbrauch liegt immer eine Angst zugrunde, dass Macht über einen selbst ausgeübt wird. Und welche Macht haben die Geschlechter übereinander? Der Mann ist grundsätzlich der Frau körperlich überlegen, die Frau dem Mann emotional. Dies zeigt sich auch im Körperbau: Während die Geschlechtsteile und somit die Zentren der Sexualität beim Mann nach aussen gerichtet sind, ist es bei der Frau der Brustbereich, also in der Region des Herzens. Das gleiche Bild zeigt sich auch bei den Chakren. Der Mann übt Macht aus, weil er Angst hat vor der emotionalen Verletzung. Die Frau übt Macht aus, weil sie Angst hat vor der körperlichen Verletzung.

Nachfühlen

Grundsätzlich werden wir uns nie so fühlen und die Welt nie so wahrnehmen können wie unser Gegenüber. Noch mehr, wenn unser Gegenüber zum anderen Geschlecht gehört. Das ist ein Fakt und als Prämisse sinnvoll, um mit seinem Gegenüber umzugehen. Eine Frau weiss in jedem Moment, dass der Mann ihr körperlich überlegen ist. Er könnte sich gegen ihren Willen nehmen, was er will und sie wäre dem ausgeliefert. Sogar wenn sie über ein starkes Selbst- und Mannvertrauen verfügt, so schwingt diese Tatsache oft mit. Stell dir vor, wie es ist, wenn du dunkle Gassen vermeiden und in vielen Situationen vorsichtig sein musst, um einem möglichen Übergriff auszuweichen. Stell dir vor, wie eingeschränkt deine Freiheit dann wäre. Der Mann hingegen weiss, dass die Frau ihm emotional überlegen ist. Dass sie, wenn sie es darauf anlegt, ihn unglaublich verletzen kann. Er braucht denselben Mut, sein Herz zu öffnen, wie eine Frau braucht, wenn sie nachts alleine durch dunkle Gassen geht. Und vielen Frauen ist nicht bewusst: Eine emotionale Verletzung wird von einem Mann in seinem Schmerzzentrum wie eine körperliche Misshandlung wahrgenommen. Die Situation seines Gegenübers zu verstehen und zumindest versuchen, dies nachzufühlen, ist im Umgang miteinander sehr wertvoll.

Schädliche Bilder

Ängste formen in uns Bilder von der Realität, die ein Produkt ebendieser Ängste darstellen. Gleichzeitig entstehen auf der anderen Seite Wünsche. Bilder, welche die vermeintliche Rettung aus dem Angstszenario versprechen. Für die Sicht auf den Mann ist der Prinz ein klassisches Beispiel für ein solches Bild – der edle Retter auf dem weissen Pferd. Auf der anderen Seite steht da der archaische Krieger, oft als gewalttätiger und bedrohlicher Grobian beschimpft, der sich die Frau unterwirft. Und dann ist da die liebevolle, aufopfernde Vaterfigur, die präsent Ruhe und Schutz bietet. Der Mann ist angezogen und abgestossen der Bilder der unbefleckten Heiligen, der lustvollen Amazone, die ihre Sexualität voll auslebt und jenes der Geborgenheit spendenden Urmutter. Keines dieser Bilder entspricht der Realität. Sie sind Projektionsflächen für Bewertungen, für Wünsche und Sehnsüchte. Alle haben sie gemeinsam, dass sie unsere Sicht trüben auf das, was wirklich ist und uns im Wege stehen, unser Gegenüber so anzunehmen und zu lieben, wie es ist.

Die Realität annehmen

Das Bewusstsein, dass diese Bilder in uns wirken, kann bereits helfen, um sie hinter sich zu lassen und offen zu sein für die Realität. Damit einhergehend geht es darum, unsere Beziehung zu diesen Bildern zu erforschen, unsere Wertung loszulassen und sie anzunehmen. In Jeder Frau steckt eine Heilige, eine Amazone und eine Urmutter mit all ihren Ausprägungen. In jedem Mann ein edler Prinz, ein Krieger und ein Urvater. Was lösen diese Bilder bei dir aus? Was zieht dich an, was stösst dich ab? Was findest du schön, was findest du schlecht oder böse? Welches Bild möchtest du selbst darstellen, welches projizierst du in die Frau? Bewusstsein und Humor hilft, diese Machtkämpfe mit einer gewissen Gelassenheit und spielerisch anzugehen. Damit es heilende Machtspiele statt Machtkämpfe werden.

Anmerkung: Viele Beschreibungen und Inspirationen aus diesem Beitrag entstammen der Arbeit von Björn Thorsten Leimbach, die ich sehr empfehlen kann („Männlichkeit leben“).

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Der Anti-Macho

Ich kann bei mir selbst und in der Gesellschaft eine Tendenz beobachten, deren bewusstes Erkennen mir elementar erscheint auf dem Weg zur Stärkung einer natürlichen Männlichkeit: Der Anti-Macho. Ich nenne ihn bewusst so und nicht Mr. Nice Guy, wie er anderorts genannt wird. Denn der Anti-Macho wurzelt meiner Einschätzung nach viel weniger auf der Motivation, nett zu sein als auf der Ablehnung von Aggression. In der subjektiven Biografie eines Mannes geht es meist um die Ablehnung des Vaters und anderer männlicher Vorbilder. Der Schmerz aus der Kindheit durch den Vater oder andere Männer veranlasste sie, diese männlichen Aspekte, sprich die Aggression, abzulehnen. Getrieben wurde dieser Prozess bei Jungen und und jungen Männer durch die Sozialisierung durch emanzipierte Frauen und daran angepasste Männer. Aggression – eine evolutionär wertvolle Kraft basierend auf Testosteron – wird gleichgesetzt mit Gewalt, Krieg und Zerstörung. Somit wird die Aggression als negativ angesehen und den Jungen in der Erziehung konsequent abtrainiert.

Innere Spaltung

Ich beobachte es überall und erwische mich selbst als Vater dabei, wie ich meine Söhne massregle, sobald sie Aggression zeigen. So werden sie konditioniert darauf, diese Kraft zurückzuhalten. Sie lernen, Aggression abzulehnen. Und die Ablehnung der eigenen Aggression führt zur Abspaltung dieser von der eigenen Persönlichkeit. Die Aggression wird in den Schatten geschoben. Und das Paradox: Im Schatten wächst und gedeiht die Aggression zu genau jenem ungesunden Verhalten, welches eigentlich abgelehnt wird. Aus dem Schatten heraus, unbeobachtet und heimlich agiert sie zerstörerisch, sucht sich ihre Wege intrigant und manipulativ. Dies durfte ich an mir selbst wieder und wieder erfahren. Oder das Fass überläuft irgendwann und die verneinte Aggression zeigt sich in unkontrollierten, zerstörerischen Ausbrüchen oder aber in Selbstzerstörung. Als Mann sind es die 1000 Male, in denen er eine Verletzung seiner Integrität einfach hingenommen hat, in denen er aus Angst vor Konflikten oder vor Liebesentzug, oder weil er sich die Aggression selbst nicht erlaubt, seine Wut nicht offen gezeigt und zugelassen hat. Es sind die 1000 Male, in denen er nicht auf den Tisch geschlagen hat, aufgestanden ist und geschrien hat: „Es reicht – sei still oder gehe!“. Oder: „Nein – das lasse ich mir nicht gefallen!“ Oder: „Nein, ich will das nicht!“ Und ich stelle die Fragen: Wäre es nicht gesünder gewesen, dies zu tun? Und zwar für alle Beteiligten? Hast du es schon mal gemacht? Waren die Folgen negativ?

Es braucht immer zwei

Mann und Frau stehen in einer Beziehung zueinander und erschaffen sich gemeinsam eine Welt. Und so gibt es das Pendant zum Anti-Macho auf der weiblichen Seite: Hier geht es weniger um Aggression, sondern um Manipulation. Ich traf bisher wenige Frauen, die sich selbst und mir als Mann gegenüber offen dazu standen, dass sie zur Manipulation neigen. Jene bewussten Frauen, welche mir dies offenlegten, waren umso klarer und radikaler in ihren Aussagen, als ich es bin. Wie die Aggression hat auch die Manipulation einen negativen Stellenwert, obwohl sie einfach existiert und zur Stärkung eingesetzt werden kann. So passiert bei der Frau dasselbe wie beim Mann: Die Manipulation wird abgelehnt und in den Schatten, in die Unsichtbarkeit geschoben und wirkt von dort aus umso stärker, aber schwerer wahrnehmbar. Ein Beispiel: Viele Frauen neigen zur Aufopferung und Selbstaufgabe für den Mann und die Familie. Dieses Verhalten wird als grundsätzlich positiver, mütterlicher Charakterzug dargestellt und ohne Eigennutzen. Und im Wort „mütterlich“ liegt bereits das Problem: Denn eine Mutter gibt sich aus natürlichem Instinkt auf für ihr Kind, sollte dies aber auf keinen Fall für ihren Mann tun. Denn mit der Selbstaufgabe stellt sich die Frau über ihr Gegenüber. Das ist auch richtig so – bei ihrem Kind. Der Selbstaufgabe für andere, erwachsene Menschen liegt kein gesunder Antrieb zugrunde. Im Gegenteil: Die Selbstaufgabe ermöglicht Kontrolle und Macht über das Umfeld, ist ein Ablenken von sich selbst, und bringt die anderen in die Schuld.

Scheinlösung Unabhängigkeit

Für viele Männer und Frauen ist die Lösung aus dieser Situation schliesslich der Weg in die Unabhängigkeit, ins Alleinsein. Doch diese Scheinlösung ist oft nichts anderes als die andere Seite der Medaille der Selbstaufgabe oder der Dominanz. Und ist ebenfalls nicht erfüllend. Denn weder die Frau noch der Mann können ohne (Ver)Bindung ihre weiblichen (Hingabe, Weichheit, Aufnahme, Ausgleich) bzw. männlichen (Mut, Ehrlichkeit, Selbstdisziplin, Initiative) Eigenschaften wirklich leben und sich entwickeln. Erst im Spiegel des anderen erkenne ich mich selbst. Und so ist die Unabhängigkeit oft ein Deckmantel über die eigenen Schatten.

Vom Schatten ins Licht

Für Mann und Frau gilt: Solange wir Wesensanteile oder Prägungen Verneinen und in den Schatten abschieben, sind wir gespalten und per Definition nicht ganz, nicht vollständig. So macht es keinen Unterschied für unser eigenes (Un-)Glück, ob wir in einer Beziehung sind oder vermeintlich unabhängig. In der Nähe zu anderen zeigen sich die Schatten jedoch stärker und es ist schwieriger, sich zu belügen. Und das ist hilfreich für die Entwicklung. Denn eine Heilung kann erst stattfinden, wenn wir unsere eigenen Prägungen anerkennen. Es geht insbesondere um jene Prägungen, welche vor der eigenen Denkfähigkeit eingepflanzt wurden. So habe ich beispielsweise erkannt, dass ich gelernt habe, dass eine Frau mein Besitz ist, für mich dazusein und mir zu dienen hat. Andere Männer erkennen bei sich zuerst den anderen Pol: Dass sie gelernt haben, brav zu sein, die Führung der Frau zu überlassen und Befehle entgegenzunehmen. Eine Frau kann erkennen, dass sie so konditioniert wurde, dem Mann zu dienen und sich selbst völlig aufzugeben. Oder aber dass sie den (einfältigen) Mann zu dominieren und manipulieren hat. Und bei beiden Geschlechtern gilt: Beide Pole können gleichzeitig in uns wirken wie in einem Ping-Pong-Spiel, denn sie sind die zwei Seiten der gleichen Ablehnung unserer Schatten. Und beide Geschlechter sehen sich als Opfer und werden aus dieser Haltung oft zu verzweifelten Täter. Anstatt zu erkennen, dass sie im Gegenüber nichts anderes als die Manifestation ihrer eigenen Prägungen, Ihrer Schatten erleben. Diese Ausprägungen sind am Ende zwei Seiten eines Machtkampfes zwischen den Geschlechtern, denn sie haben eine zentrale Eigenschaft gemeinsam: Sie verunmöglichen die Begegnung auf Augenhöhe.

Die Aggression begrüssen

Ich bin überzeugt, dass in der Anerkennung der eigenen Aggression ein wichtiger Schritt zur Stärkung des Männlichen liegt. Dies beginnt dabei, sie grundsätzlich einmal wahrzunehmen und sogar zu begrüssen. Und dann mutig die Aggression in dem Moment (kontrolliert) zulassen, wo sie entsteht und ihr Raum zu geben, statt sie herunterzuschlucken. Falls dir das schwer fällt (wie mir auch), stellt sich die Frage, weshalb? Wirst du mit dieser Aggression denn Gewalt ausüben und jemanden schwer verletzen? Oder hast du Angst vor den Konsequenzen, „Bestrafungen“ wie Liebesentzug oder Kritik? Wenn dich erste Frage anspricht, so lehnst du wahrscheinlich das Männliche ab. Und wenn dich die zweite Frage anspricht: So ist dein Wert, deine Männlichkeit abhängig von der Anerkennung durch Frauen. Ihre Reaktion ist für die der Massstab für deine Männlichkeit und du steckst mittendrin in deiner Sozialisierung durch Frauen. Und auch hier: Meistens wirkt beides gleichzeitig und bedingt sich gegenseitig.

Ja, sogar beim Schreiben dieser Zeilen besucht mit noch ein unangenehmes Gefühl: Die Angst vor der Ablehnung des Inhalts und die Kritik durch weibliche Leser, obwohl ich hinter jedem Wort stehe. So tief sitzt das in mir. Und das Bewusstsein dieses Gefängnisses macht mich aggressiv. Diese Aggression hilft mir, mutig zu den Worten zu stehen und sie zu publizieren.

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Der neue Mann

Text von Rishima

Ich glaube an sensible und freundliche Männer.
Ich glaube an mystische Männer, die an sich selbst glauben.
Ich glaube an Männer, die Mäßigung und Frieden in sich selbst suchen.
Ich glaube an Männer, die Poeten, Träumer, Magier, Schriftsteller, Alchemisten, Künstler, Lehrer und Engel sind.
Ich glaube an Männer, die gerne tanzen und singen und das Leben zu einem Fest machen.
Ich glaube an Männer, die ihr verwundetes inneres Kind umarmen, ihm zuhören und es wahrhaftig umarmen.
Ich glaube an Männer, die heilen und anderen helfen wollen, zu heilen.
Ich glaube an Männer, die sich weigern, Sklaven ihrer eigenen Wunde zu sein, und dass sie trotz des Schmerzes diese Wunde reinigen und geduldig, mit Liebe und Mut heilen.
Ich glaube an Männer, die von den Sternen kommen und sich an die Kraft ihrer Flügel, die Kraft ihrer Hände und die Kraft ihres Herzens erinnern.
Ich glaube an Männer, die die Intuition kennen und sie als ihren Kompass benutzen.
Ich glaube an Männer, die die Freiheit teilen, weil sie frei sind und keine andere Art zu leben kennen.
Ich glaube an die Männer, die die Energie der Frauen beschützen, die den Blick ihrer Geliebten zu lesen wissen und die nicht beabsichtigen, ihn zu ändern, sondern ihn einfach weise auf seinem Flug begleiten.
Ich glaube an Männer, die nichts von aussen brauchen, weil sie bereits wissen, dass alles in ihnen steckt.
Ich glaube an Männer, die Feuer machen, wenn ihnen kalt ist, die Zuflucht im Wasser suchen, wenn sie durstig sind.
Ich glaube an Männer mit wahrhaftigen Augen, die sich selbst sehen, und deshalb lieben und respektieren sie jedes Geschöpf, das auf der Erde existiert.
Ich glaube an Männer, die vollkommen unvollkommen sind, denn gerade in dieser Unvollkommenheit finden sie auch ihre Schönheit.
Ich glaube an sensible Männer, die es verstehen, Liebe im Gleichgewicht zu empfangen und zu geben, die zuhören und sprechen, die leben und leben lassen.
Ich glaube an Männer, die Sexualität als Heiligtum leben, weil sie wissen, dass sie ein wunderbares Geschenk ist.
Ich glaube an Männer mit klaren Gefühlen, die zugänglich sind.
Ich glaube an Männer, die barfuss gehen und mit den Pflanzen sprechen.
Ich glaube an die gleichzeitig zarten und wilden Männer.
Ich glaube an das heilige Männliche und an all die Göttlichkeit, die es ausstrahlt.

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Hör nicht darauf, was sie sagt – aus Liebe

Meinen Frauen was sie sagen? Gespräche mit verschiedenen Männern bestätigen meine eigenen Erfahrungen: Oft scheint es nicht so. Die Alltagssituation sieht dann in etwa so aus: Die Frau bittet den Mann um etwas. Der Mann hört ihre Bitte (wörtlich) und setzt sie um, ist danach mit sich zufrieden und hakt sie Sache ab. Später entsteht ein Konflikt. Es stellt sich heraus, dass die Frau sich eigentlich etwas anderes oder mehr als das Gefragte erhofft und somit erwartet hätte. Sie ist enttäuscht, weil er ihre Bedürfnisse nicht wahrgenommen hat. Bei ihm entsteht Unverständnis, weil sie ihre Bedürfnisse nicht klar geäussert hat.

Stärken als Stärken erkennen

Hier spielen grundlegende Eigenschaften (es sind Stärken!) der Geschlechter miteinander und zeigen das enorme Potenzial unserer Verbindung: Frauen befinden sich in der Tendenz mehr auf der Gefühlsebene, Männer auf der Sach- und Wortebene. Sie kann sich nicht vorstellen, dass er nicht wahrnimmt, was für sie offensichtlich ist. Er kann nicht verstehen, wieso Frau nicht einfach sagt, was sie will. Beide schliessen von sich auf den anderen und sind nicht in der Lage, das Gegenüber wahrzunehmen.

Kopf und Herz

Diese Konflikte in Beziehungen zwischen Mann und Frau sind meines Erachtens die grössten Entwicklungschancen für beide Pole sowie auch für die Verbindung an sich. Wann immer ich es schaffe, begrüsse ich diese Situationen mit Dankbarkeit. Warum? Die Frau unterstützt mich dabei, genau den Schritt zu machen, der mir so schwer fällt und den ich ja eigentlich anstrebe: Ins Herz zu gehen und von dort aus die Welt und sie wahrzunehmen (womit ich zu meiner emotionalen Verletzlichkeit stehe). Sie ist in dieser Situation aufgefordert, ihre Bedürfnisse klar auszusprechen und ihre (körperliche) Überforderung offen darzulegen. Für beide heisst dieser Schritt Kontrollverlust, sprich Vertrauen.

Hilfsmittel für den Alltag

Als Mann kann ich meinen Teil zu dieser wunderbaren Entwicklung beitragen und sie auf diese Art einladen, sich ebenfalls zu öffnen. Folgende Ansätze haben sich in meiner Erfahrung bewährt.

  • Ins Herz gehen: Oft reicht ein bewusster Entscheid, vom Kopf ins Herz zu gehen. Meine und ihre Gefühle wahrzunehmen und diese mutig auszusprechen.
  • „Ich stärke dich“ als innere Haltung. Egal was ich tue, meine Motivation ist es, mein Gegenüber zu stärken. Das funktioniert auch sehr gut in der Führung von Mitarbeitenden.
  • Ganz pragmatisch kann man(n) sich von folgenden drei Fragen leitet lassen: 1. Was höre ich? 2. Was fühle ich? 3. Was macht das mit mir? Die Antworten auf diese drei Fragen kann ich meinem Gegenüber direkt spiegeln. So schenke ich mir selbst auch Raum und Zeit, um ins Fühlen zu kommen
  • Wie Eckhart Tolle es grundsätzlich in Gesprächen empfiehlt: Ich achte mich auf die Pausen zwischen dem Gesprochenen mehr als auf das Gesprochene selbst.
  • Ich höre ihr inhaltlich nicht zu und setze meine Aufmerksamkeit auf zwei Fragen: 1. Wie fühlt sie sich? 2. Was möchte sie wirklich sagen?

Schaffst du es in dein Herz zu kommen und deine Wahrnehmung somit zu erweitern, bedeutet dies nicht, dass du alle nicht ausgesprochenen Wünsche einfach so erfüllst. Zu erkennen, was sie wirklich sagen möchte heisst nicht zwangsweise, darauf zu reagieren. Nimmst du den Wunsch als aufrichtiges Bedürfnis von ihr wahr oder agiert hier ihr verletztes inneres Kind, welches dich gerade zu testen versucht? Bist du im Herz, so kannst du immer noch entscheiden, auf welcher Ebene du schliesslich handelst. Bist du im Herz, wirst du auch beinahe automatisch aus der Liebe heraus handeln. Auch aus der Liebe zu dir selbst. Und es ist ein legitimes Bedürfnis, wenn du möchtest, dass sie das sagt, was sie meint. Dass (auch) sie ihre Schwächen und ihre Verletzlichkeit offen zeigt. So wie sie dir hilft, kannst du auch ihr helfen, indem du beispielsweise wie oben gezeigt durch Spiegelung deiner Wahrnehmung ihr hilfst, bewusster zu werden. Ob sie es annehmen möchte oder nicht, liegt dann nicht in deiner Macht. Bist du im Herz, hörst du weniger darauf, was sie sagt, sondern was sie meint – aus Liebe zu dir und zu ihr.

Mir haben diese Ansätze in meiner persönlichen Entwicklung und auf dem Weg in einen wertschätzenden und konstruktiven Umgang mit weiblichen (und auch männlichen) Zeitgenossen sehr geholfen. Ich freue mich, wenn auch du Erfahrungen sammelst und freue mich über deine Rückmeldung. Ich bin sicher, du entdeckst noch ganz andere, sehr dienliche Vorgehensweisen.

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Die Angst des Mannes

Text von Goran Ivetic

Es ist definitiv die Angst, die Männer daran hindert, den Weg ihres Herzens zu gehen. Hindert die Frauen genauso, nur die Wege diese zu überwinden, sind, auf Grund der Polarität der Geschlechter, verschieden. Denn bei den Männern ist das Herz der verletzliche Pol schlechthin, der negative Pol. So wie sich die Frau nur dann dem Mann hingeben kann, wenn sie sich geborgen und sicher fühlt, durch den geschützten Raum, den er ihr bietet, so braucht auch der Mann einen sicheren emotionalen Rahmen, um seine Gefühle verbal auszudrücken. So, wie die meisten Männer leider die Frau drängen, ihren Schoss zu öffnen und mangels Reife nicht verstehen, dass die sexuelle Vereinigung nur dann zu Ekstase führt, wenn die Frau sich freiwillig verschenkt, so drängen die meisten Frauen wiederum die Männer, sich emotional zu öffnen, was nur dazu führt, dass sich diese noch mehr verschliessen. Dass sie seit jeher, bedingt durch die Sozialisation, ihre Gefühle verdrängen, macht die Kommunikation oft zu einem Schaulaufen von Aggression und Frustration. Und Initiationsriten für Männer, dank denen sie sich ihren Ängsten und Emotionen stellen, kennt unsere Gesellschaft nicht.

Auch die Schutzbedürftigkeit des männlichen Herzens ist eine ganz andere als die der Frau. Mehr noch, sie ist in der Gesellschaft gar nicht anerkannt, ja tabuisiert. Dass die Frau über Jahrtausende körperlicher und vor allem sexueller (ihr negativer, verletzlicher Pol) Gewalt und Missbrauch ausgesetzt war und immer noch ist, wird niemand leugnen. Die Männer wurden aber genauso, von beiden Geschlechtern wohlgemerkt, emotional verletzt und missbraucht. Das wird von den wenigsten gesehen und wahrgenommen, weil es nicht sichtbar ist. Die Auswirkungen sind genauso verheerend. Das führt beim Mann zu einer Zerrissenheit, zu Abspaltungen von Gefühlen und Identitätskrisen und eben Ängsten, die die Frau so und in diesem Ausmass nicht kennt. Denn die Frau ist eingebettet in die Natur, ja sie ist Natur. Sie erfährt die Fülle, die sie ist, in und durch die Natur. Und sie bildet dem Mann die Brücke zur Natur, weil er selbst nicht in ihr beheimatet ist. Genauso wie der Mann der Frau die Brücke zum Geist bildet.

„Die höchste Berufung einer Frau ist es, den Mann zu seiner Seele zu führen, damit er sich mit seiner Quelle verbinden kann.Die höchste Berufung des Mannes ist es, die Frau zu beschützen, damit sie frei und unverletzt auf der Erde wandeln kann.“Dieser bekannte Cherokee-Spruch ist sehr weise und zum Teil auch wahr. Nur eine Frau ist imstande den männlichen Geist zu wecken, zu formen, ihn an den Ursprung von Sein, Werden und Vergehen führen, in seinen Nachtmeerfahrten der Leuchtturm sein, der verhindert, dass sein Seelenschiff an so manchem Fels zerschellt. Nur, ohne seinen Ego-Tod und der damit verbundenen Herzensöffnung, wird er ständig Angst haben, in die Tiefen der weiblichen Natur und Sexualität mitgerissen zu werden. Deshalb schreibt Mike Ruppoldt: „Wenn er die Unumgänglichkeit des Todes akzeptiert. Wenn er im Tod seinen Verbündeten, nicht seinen Feind findet. Dann ist er schließlich in der Lage, sein wahres Selbst zum Ausdruck zu bringen. Ein Mann ist nicht fähig zu leben, bis er nicht akzeptiert hat, dass er bereits tot ist.“ Dann wird auch die Frau zur Verbündeten.

Sie wird energetisch immer mächtiger sein als er, aber jetzt empfindet er es nicht mehr als Bedrohung seiner Identität, kein Hinabzerren mehr, sondern als Verbindung mit den Wurzeln des Lebens schlechthin. Zum ersten Mal spürt sein rastloser Geist so etwas wie Heimat. Und diese Heimat ist Liebe. Durch und nur durch die Frau lernt der Mann das Wesen des Eros. Er wird weiter in seinem Schöpfungs- und Freiheitsdrang straucheln, vielleicht Fehler machen oder falsche Entscheidungen treffen, aber er vertraut, sowohl der Frau als auch dem Leben, weiss nun, dass in der Natur derselbe gestaltende Geist innewohnt, wie in ihm selbst. Er weiss, er wird aufgefangen, sowohl vom Leben als auch von den liebenden Armen der Frau, die er liebt.

Der Mann ist kein einsamer Wolf, er braucht die Frau, genauso, wie sie ihn braucht. Aber seine Welt ist eben nicht Beziehung, sondern Sinn und Geist und damit verbunden – seine Mission. Ohne die Frau wird er sie nie vollbringen können. Nur in dem, wovor er sich am meisten fürchtet, in der intimen Verbindung mit der Frau, findet er Erlösung.

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An den Mann der neuen Zeit

Lieber Mann der neuen Zeit

Schön hast Du Dich auf den Weg gemacht, Deine männliche Kraft wiederzuentdecken, sie mit Überzeugung zu leben und sie zum Wohle der Menschheit und deiner Mutter Erde einzusetzen. Es freut mich, dass Du voran gehst, mutig Deinen tiefsten Ängsten begegnest und Dich befreist von allen Konditionierungen, welche Dich von Deinem wahren Wesen trennen. Es freut mich überaus zu sehen, wie Du Verantwortung für Dich und den ganzen Kosmos wahrnimmst und daran wächst. Wie Du Dir selbst und damit allen anderen Wesen wohlwollend und liebevoll begegnest und damit das Konzept der Konkurrenz überwindest. Wie du aufhörst zu müssen und nun endlich darfst, wie Du es meisterst loszulassen und bereit bist, dafür alleine dazustehen.

Sei Dir sicher, Du bist nicht alleine. Wir sind eine Legion von Herzenskriegern und wir sind nun verwurzelt und emporreichend genug, um die wichtigste Verbindung zu heilen – jene zur Weiblichkeit. Du hast erkannt, dass die weibliche Kraft über Jahrhunderte verteufelt und diese Dämonisierung in Dir eingepflanzt wurde. Dass Du Dich fürchtest vor der wunderbaren, mächtigen weiblichen Kraft.

Diese Angst darfst Du nun aus Deiner inneren männlichen Standhaftigkeit durchschreiten, indem Du diese fremde, Dir nicht mehr dienliche Wurzel herauslöst. Indem Du Dich blind in den freien Fall begibst ohne Kontrolle und ohne Sicherheit. Du darfst jetzt demütig der mutige Mann sein, welchen Du in Dir gefunden hast. Lass‘ uns den Schritt in den vermeintlichen Abgrund gehen – aus der Liebe heraus. Ich freue mich,  Dich auf dem heilen fruchtbaren Boden der Verbindung zu treffen.

Entstanden in den Raunächten 2020/2021